Loslassen und inneren Frieden finden

Loslassen und Frieden finden als Lebenskunst

Unter “Lebensbilder” veröffentlichen wir auf Gedankensplitter.com sporadisch einige überlieferte Geschichten von Persönlichkeiten. Wie gingen sie mit Schicksalsschlägen um, wie meisterten sie ihr Leben? Den Auftakt der Reihe ist das Leben des alttestamentlichen Jakobs, der als Stammvater Israels gilt und als einer der Patriarchen immer wieder angeführt wird. “Ich bin der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs,” lesen wir häufig in den alten Schriften. Für ihn gilt in besonderer Weise: Loslassen und inneren Frieden finden.

Wir geben diese Geschichten ohne “religiösen Ballast” wieder, ohne Moral und Belehrung. Es sind einfach packende Erzählungen die auch für unsere Zeit wichtige Fragen stellen. Für den dritten Teil wählten wir die Überschrift “Loslassen und inneren Frieden finden”. Mehrfach schienen sich seine Pläne nicht zu erfüllen, doch Jakob macht weiter. Eine Thematik die uns heute ebenso berührt.

Das geschah im ersten Teil (Lesen Sie hier):
Jakob betrügt seinen Bruder und seinen Vater und muss in eine ungewisse Zukunft fliehen.
„Das Leben schreibt die besten Geschichten“
Das geschah im zweiten Teil (Lesen Sie hier):
Jakob findet Aufnahme, dient für seine Frau zweimal sieben Jahre und für seine Viehherden als materielle Grundlage.
„Jakob kämpft mit Gott und seiner Bestimmung“
In einem Leben gebunden und dennoch frei sein - loslassen und inneren Frieden finden. Foto: Pixabay von Jerzy Górecki
In einem Leben gebunden und dennoch frei sein – loslassen und inneren Frieden finden. Foto: Pixabay von Jerzy Górecki

Für Jakob war es jetzt an der Zeit von Loslassen und inneren Frieden finden, sein Leben und das seiner Familie, mit vier Frauen und 12 Kindern, zu regeln. Nach heutigem Verständnis dürfte Jakob zu dieser Zeit etwa 50 Jahre alt gewesen sein. Die ‘biblische Zeitrechnung’ geht von dem doppelten Alter aus, wonach Jakob erst mit 147 Jahren verstorben wäre. Es tut der Geschichte selbst aber keinen Abbruch, Jakob war im besten Mannesalter, auf der Blüte seines Lebens und stand einer Großfamilie – nach damaligen Verhältnissen – vor.

Vom einfachen Hirten zum Großunternehmer

Jakob entscheidet sich nach einem 20jährigen Hirtendienst für seinen Schwiegervater und Onkel Laban nun zu gehen. Er folgt seinem Ruf und seiner Bestimmung und er geht nicht alleine. Er nimmt seine Familie und Dienerschaft, seinen ganzen Besitz, auch die großen Viehherden, einfach alles mit. Es ist wieder eine Flucht, wie damals vor seinem Brüder Esau. 20 Jahre zuvor war er ein Flüchtling, jetzt aber ist er ein reicher Mann, ein erfolgreicher Unternehmer. Dennoch fürchtet sich Jakob vor Laban – und wie die Geschichte zeigen wird, nicht ohne Grund. Für ihn eine besondere Zeit von Loslassen und inneren Frieden finden.

Nicht ausführliche Geschäftspläne und Visionen für die Zukunft, sondern eine Gottesbegegnung geben ihm den entscheidenden Impuls für seinen fluchtartigen Aufbruch. Für ihn gehört es dazu, um eine Zeit von Loslassen und inneren Frieden finden. Das Wirken Gottes erlebte er mehrfach, meist auf eine stille, subtile Weise. Und andere Menschen, sein Umfeld spürten es. Jakob war ein gesegneter Mann, aber auch ein Betrüger, wie wir aus der ersten Episode wissen. Er war kein perfekter ‘Heiliger’ und doch mit Gott unterwegs.

Um der Frauen willen:
Loslassen und inneren Frieden finden

So ist es gerade die wenig begehrte Lea, und nicht die geliebte Rahel, die Jakob Kinder schenkt. Gott erzwang so von Jakob den Respekt für Lea. Für Jakob war es unerlässlich, um eine Zeit von Loslassen und inneren Frieden finden zu können. Erst später erhörte Gott (Jahwe) die Gebete und das Flehen von Rahel und „öffnete ihren Schoß“. Der Konflikt der beiden Schwestern verliert an Schärfe.

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Die ganze Geschichte zwischen Jakob und Laban verlief ja nicht ganz reibungslos. Am Anfang der Beziehung lesen wir vom Betrug Labans mit der Zwangsheirat seiner älteren Tochter Lea. Die Beziehung und das Miteinander der Großfamilie aber entwickelt sich zum Guten, trotz aller Spannungen und Konflikte. Nach 14 langen Jahren erfüllte Jakob seine Verpflichtung bei Laben für die zwei Töchter Rahel und Lea. Bei Wind, Regen und Unwetter, Tag und Nacht kümmerte er sich um das Wohlergehen der Herden, eine harte Arbeit bei der ihm nichts geschenkt wurde.

Eine Lebensgrundlage schaffen

Doch wie sollte es mit der großen Familie jetzt weitergehen? Jakob muss für einen Erbteil und sein wirtschaftliches Auskommen weitere sechs Jahre für Laban arbeiten. Bringt ihn das aus dem Gleichgewicht? Nein, jetzt ist er der Listigere und trickst mit geschälten Pappel-, Mandel- und Platane-Stäben. Er sichert sich so die kräftigeren Tiere der Herde für die Zucht. War es ein alter Hirtentrick? Die Geschichte verrät nichts darüber, doch hat nach Genesis 31 Gott dem Jakob selbst den entscheidenden Hinweis im Traum gegeben um eine Zeit von Loslassen und inneren Frieden zu finden.

Eine uns entrückte Zeit?

Die alten Bräuche befremden uns heute. Allenfalls kennen wir noch die Tradition einer Mitgift oder Aussteuer. Sie bezeichnet Vermögen in Form von Gütern und Hausrat, die eine Braut mit in die Ehe bringt, in die klassische Ehe, „bis der Tod uns scheidet“. Heute ist die Scheidung zur Regel geworden, doch in wohlhabenden Familien ist ein Ehevertrag keine Ausnahme. Nichts anderes taten die Männer vor 4000 Jahren.

Familien und gesellschaftlicher Zusammenhalt sind die Grundlage unserer Zivisilation - Loslassen und inneren Frieden zu finden. Foto: pexels von Foto von Craig Adderley
Familien und gesellschaftlicher Zusammenhalt sind die Grundlage unserer Zivisilation – Loslassen und inneren Frieden finden. Foto: pexels von Craig Adderley

Ja, das Leben damals war gänzlich anders und mancher von uns sehnt sich zurück nach ‘dem einfachen Leben’. Was aber war einfach im Leben von Jakob? Heute würden wir sagen, er hat viel Glück gehabt, doch nicht ohne eigene Tüchtigkeit. Grundvoraussetzungen waren allemal familiäre Bande oder aber alternativ dazu ein gutes Netzwerk. Familiäre Bande aber werden über Generationen geschmiedet, man trägt die gleichen Gene in sich und ‘Blut ist dicker als Wasser’ weiß man bis heute. Es ist ein anderes Lebensmodell, und nicht das Schlechteste für eine Zeit von Loslassen und inneren Frieden finden.

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Dabei ist es kein antiquiertes Modell, wie uns eine globale Welt glauben machen will. Noch in den Jahren von 1950 bis 1980 zählten Familienbetriebe als Stütze der Wirtschaft und Gesellschaft. Im Handwerk sind sie es in weiten Teilen noch heute, wenngleich ihr Einfluss drastisch gesunken ist. Doch zurück zu Jakob, schafft er es loszulassen und inneren Frieden zu finden?

Jakob überlässt nichts dem Zufall

Nun denn, Jakob hat sich Laban gegenüber neu verpflichtet. Sie haben die Dinge bzw. das Geschäftliche klar geregelt und das gegebene Wort zählte. Natürlich war über Jahr hinweg Zeit, die Entwicklung zu seinen Gunsten zu beeinflussen und Jakob verstand sich darauf.. Er sorgte auch gleich für klare Verhältnisse, trennte die für ihn bestimmten Viehherden ab und ließ sie von seiner Familie eigens weiden. Er schaffte Tatsachen (Fakten) und legte damit das Fundament für eine Zeit von Loslassen und inneren Frieden finden.

Große Herden waren in alten Zeiten ein Ausdruck von Erfolg und Reichtum. Foto: pexels von Roman Odintsov
Große Herden waren in alten Zeiten ein Ausdruck von Erfolg und Reichtum. Foto: pexels von Roman Odintsov

Gleichzeitig zog er über die Monate und Jahre hinweg weitere Tiere von Labans Herden ab, wobei er sich genau an die Vereinbarung hielt und sein Plan ging auf. „Er breitete sich sehr, sehr aus, und er bekam viele Herden, Mägde und Knechte sowie Kamele und Esel.“ Jakob war überaus erfolgreich und geschäftstüchtig. Dennoch stand er weiter bei Laben in Diensten, war aufrichtig und stand zu seinem gegebenen Wort, bewahrte so seinen inneren Frieden und den der Sippe.

Der Reichtum Jakobs blieb natürlich nicht unbemerkt und die Söhne Labans führten Klage, dass Jakob ihnen alles genommen habe. Eine Klage, die uns auch heute nicht fremd ist. Die Brüder sind neidisch und eifersüchtig über den Erfolg Jakobs. Sie haben für sich keine Zeit von Loslassen und inneren Frieden finden können. In der ganzen Geschichte, also über 20 Jahre hinweg, treten die Söhne nie in Erscheinung. Rahel weidet die Herden als junge Frau ganz alleine – wo sind die Söhne? Sie treten erst hervor, als sie um den Reichtum des Vaters und damit um ihr Erbe fürchteten.

Laban fühlt sich betrogen

Ihr Klagen hinterließ auch bei Laben Spuren. „Sein Angesicht war gegen Jakob nicht wie früher.“ Was führte er im Schilde? Wird er etwas gegen Jakob, seine Töchter und Enkel mitsamt seiner große Sippe unternehmen? Wir wissen es nicht, Gott lässt es nicht so weit kommen. Er erscheint Jakob abermals und rät ihm zu gehen, sein Frondienst ist beendet. Jakob findet bei Gott (Jahwe) Raum und Zeit von Loslassen und inneren Frieden finden. Es hilft ihm gegen eigene Ängste und lässt ihn zielstrebig nach Vorne gehen.

Dabei empfängt er die Zusage und Verheißung: „Kehre zurück in das Land deiner Väter und zu deiner Verwandtschaft und ich will mit dir sein.“ Nach 20 Jahren endlich zurück in die Heimat, zurück zur Familie, aber auch zu seinem Bruder Esau, der ihn ja damals wegen des Betrugs umbringen wollte. Jakob aber überlegt nicht lange und setzt ganz auf die Verheißung. Er ließ Rahel und Lea holen, konfrontierte sie mit dem Vorhaben und möchte ihre Meinung dazu hören, er sucht Einvernehmen.

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Erst hier, in Genesis 31 wird sichtbar, wie sehr sich Jakob auf Gott einlässt und führt Klage und Zeugnis in einem: „Euer Vater hat mich betrogen und zehnmal meinen Lohn geändert, aber Gott erlaubte ihm nicht, mir Böses zu tun.“ Ja, Jakob hatte einen harten Weg hinter sich, wie sehr es ihn getroffen hatte, er unter den Konflikten gelitten, erfahren wir erst später. Er wurde betrogen und ausgebeutet, und das vom eigenen Onkel und Schwiegervater und das 20 Jahre lang. Er hätte allen Grund gehabt mit Gott, dem Leben und seinem Schicksal zu hadern. Er zog aber das Loslassen und inneren Frieden finden vor.

Innerer Frieden und Gottes Zusage

Jakob hielt an der Zusage Gottes fest, der ihn trotz seiner persönlichen Not reich segnete, ihm Gesundheit, Familie und Wohlstand schenkte. Ja, er erinnerte ihn, „Ich bin der Gott von Bethel, wo du mir ein Denkmal gesetzt und ein feierliches Versprechen gabst.“ Selbst hier gab es also eine Art vertragliche „Geschäftsbeziehung“ und Gott hält ebenso Wort wie Jakob. „Ich sehe Dich“, als Zeichen einer inneren Verbindung, aber auch in der Gewissheit von Gottes Gegenwart.

Loslassen und auf der Flucht sein in unbekannte Landschaften. Finden Jakob und seine Sippe Frieden? Foto: Pixabay von Public Co
Loslassen und auf der Flucht sein in unbekannte Landschaften. Finden Jakob und seine Sippe Frieden? Foto: Pixabay von Public Co

Jakob und seine Sippe auf der Flucht

Für Rahel und Lea ist die Sache ebenfalls entschieden. „Sind wir nicht Fremde im Hause unseres Vaters und hat er uns nicht verkauft“, halten sie fest. Als Mütter und Vorsteherinnen von vielen Mägden und Knechten sind sie zudem viel zu sehr in ihrem ‘neuen Leben’ eingebunden, um sich sentimental nach ihrem Vater und ihrer Kinderstube zurück zu sehnen. Nein, die Entscheidung war gemeinsam getroffen. Es ist Zeit zu gehen und sie gehen in Eile, sie flüchten. Auch sie sind auf dem Weg des Loslassen und inneren Frieden finden.

Vom heutigen Nordsyrien (Region Haran) reisen sie in Richtung der Golanhöhen (Gebirge Gilead) und überqueren dabei den Euphrat. Sie haben mit all ihren Herden, den Familien und dem Gesinde einige hundert Kilometer hinter sich gebracht, ehe Laban sie etwa zwei Wochen später mit einer Gefolgschaft streitbarer Männer stellt. Die Atmosphäre war von Spannung geladen. Laban gibt auch unumwunden zu: „Es wäre in meiner Macht euch Böses zu tun.“ Er hat noch lange nicht losgelassen und auch nicht seinen Frieden gemacht.

Können die Männer loslassen?

Er fühlte sich betrogen. Einerseits hat ihm Jakob den Großteil seiner Herden abgeluchst, anderseits ist er bei ‘Nacht und Nebel’ mit den Töchtern und Enkeln einfach weggezogen. Und irgendwie hatte Laban das Gefühl, es wäre noch eine Rechnung offen. Er konnte sich mit dem Weggang Jakobs nicht so leicht abfinden, hatte er ihm doch 20 Jahre lang gute Dienste geleistet. Bereits in Genesis 30 räumt er ein: „Wenn ich doch Gnade gefunden habe in deinen Augen, denn ich spürte, dass Gott (Jahwe) mich um deinetwillen gesegnet hat.“ Ja, das Loslassen und inneren Frieden finden von Jakob war sichtbar und ihm zur täglichen Übung geworden.

“In Träumen der Nach sprach er zu ihm”

Nun es war aber eine ganz andere Sache, wenn der große Segen sich in der Person von Jakob auf den Weg in ein entferntes Land macht. Erneut griff Gott ein, um Laben an Schlimmeren zu hindern. „Und Gott kam zu Laban, den Aramäer, in Träumen der Nacht und sprach zu ihm.“ Er warnte ihn davor, Jakob und den Seinen irgend einen Schaden zuzufügen. Stattdessen sprachen sich die beiden Männer aus. Laban in seiner Enttäuschung und Jakob in seiner Bitterkeit. Am Ende schlossen sie ein Bündnis des Friedens und besiegelten es mit einem Schwur und Schlachtopfer. Können sie wirklich loslassen und inneren Frieden finden?

Wir Menschen sind Teil der Schöpfung und leben 'auf Hoffnung hin'.
Wir Menschen sind Teil der Schöpfung und leben ‘auf Hoffnung hin’.

Beide Männer, sowohl Laben als auch Jakob, haben manch bittere Pille schlucken müssen. Sie setzen aber den Frieden untereinander an erster Stelle, trotz falscher Vorwürfe, überzogener eigener Ansprüche und Enttäuschungen. In besonders kritischen Momenten spricht Gott zu ihren Herzen. Vielleicht würde es uns auch heute helfen, anstatt Drohgebärden, Ideologien und Kriege.

Vorschau:

In der abschließenden vierten Episode widmen wir uns dem Namen Jakob etwas näher und werden eine dramatische Wandlung des Erzvater Israels erleben.

HIer gehts zum vierten Teil:
“Der Sinn des Lebens ist das Leben”

Hier geht’s zum zweiten Teil:
„Jakob kämpft mit Gott und seiner Bestimmung“

Hier geht’s zum ersten Teil:
„Das Leben schreibt die besten Geschichten“

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