Jakob kämpft mit Gott und seiner Bestimmung

Jakob kämpft mit Gott

Zweite Folge zur Lebensreise von Jakob

Erste Folge: Das Leben schreibt die besten Geschichten
Dritte Folge: Loslassen und inneren Frieden finden

Da war er nun, Jakob. In einem fremden Land ohne Hab und Gut. Was wie ein unkontrolliertes Ausschlagen des Schicksals anmutet, wird für Jakob immer mehr zu einem Kampf mit dem Höchsten – Jakob kämpft mit Gott. Den Segen des Vaters erzwang er sich durch List und Betrug, doch der Preis war seine Flucht.

Jakob war damals im ‘besten Mannesalter’, wahrscheinlich ein paar Jahre darüber. Altersangaben aus jener Zeit sind für uns schwer verständlich, denn die Patriarchen sollen ein Lebensalter von 140 bis 175 Jahre gehabt haben. Doch zurück zur Geschichte, zur Lebensgeschichte von Jakob.

Gedankensplitter: Für Jakob eine Reise durch ein unbekanntes Land mit ungewissem Ziel und Ausgang. Foto Pixabay von Anita

Jakob empfängt die Verheißung

Nach wochenlanger Reise ins Ungewisse wird der Begegnung mit den Hirten zum Wendepunkt, es gibt endlich Hoffnung. Wenige Wochen zuvor hatte er eine göttliche Vision und es stellt sich ihm die Frage: was ist meine Bestimmung? Er empfängt eine umfassende Verheißung und vor allem die Zusage, dass Gott bei ihm sein wird. Nun also trifft er die Hirten und sie versichern ihm, Nahor und seinen Sohn Laban – den Onkel von Jakob – zu kennen. „Siehe, da kommt seine Tochter Rahel mit den Schafen.“ Welch ein Glück, was für eine große Last fällt von Jakob ab. Es gibt kein Halten mehr, er schiebt den schweren Stein vom Brunnen, tränkt die Herde und wendet sich dann Rahel zu. Er küsst die junge hübsche Rahel und beginnt laut zu weinen.

Eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch, wie aus einem Märchen gegriffen. Jakobs Kampf mit Gott findet auf einer zwischenmenschlichen Ebene statt und in der Konfrontation mit sich selbst. Hier hilft ihm keine List und Intrige, keine Mutter und auch kein sorgsam aufgebautes Netzwerk. Jakob ist ‘nackt’, allein und hilflos der Situation ausgeliefert. Was wird werden?

Beim Kampf mit Gott und seiner Bestimmung steht ein Traum mit Verheißung am Anfang. Foto Pixabay von Cezary

Jakob am Scheideweg

Zur Aufgabe ist er nicht bereit, Jakob kämpft mit Gott. Den Rat und die Tradition der anderen Hirten missachtend öffnet er den Brunnen zur Unzeit, legt seine ganze Kraft hinein. Er hat jetzt diese eine Chance, er muss in den Familienclan von Haran finden, sonst ist er ein Ausgestoßener, ein Flüchtling, allein auf sich gestellt. Vielleicht ist ihm diese Situation selbst gar nicht bewusst, er fühlt sie aber tief in sich und es ist ein Suchen danach, was ist meine Bestimmung. Jakob kämpft mit sich und Gottes Weg für ihn.

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Der Damm bricht, als er Rahel gegenüber tritt. Endlich, in einem fremden Land, weit von der Heimat, die es für ihn verloren zu sein scheint, gibt es Hoffnung. Jakob kämpft mit Gott, stemmt sich gegen den erlittenen Schicksalsschlag. Er offenbart sich Rahel, gesteht: die Schwester ihres Vaters ist seine Mutter Rebekka. Er ist ein Fremder, doch er gehört zur Familie.

Innerer Konflikt und Kampf mit Gott

Was wird das für eine Familie sein? Sie lässt die hübsche junge Tochter allein mit den Schafen durch das Land ziehen. Haben sie keine Knechte, keine Söhne? Wo sind die Männer? Rahel war eine mutige Frau, sie konnte mit der Herde umgehen und wusste sich zu behaupten. Dieser fremde Jakob aber brachte sie aus dem Konzept. Herde hin oder her, sie rannte ‘nach Hause’ und berichtete dem Vater.

Und Jakob kämpft mit Gott und mit sich selbst. Ihm bleibt nichts anderes als zu warten und ein Auge auf die Tiere zu haben. Warten, die Situation aushalten, Ruhe bewahren, er war kein Jüngling mehr. Was wird die Zukunft bringen? Habe ich noch eine Zukunft oder ist alles verloren, wird er sich in diesem Moment gefragt haben. Sein innerer Konflikt ist ein Ringen nach der eigenen Bestimmung.

Alte Bande und neue Perspektiven

Mit Laban tritt nun ein neuer Akteur in die Geschichte. Er ist der Sohn Nahors, des Bruders von Abraham. Ein Nomade, ein Stammesfürst, Familienoberhaupt und Unternehmer in einer Person. Die Geschichte liegt knapp 4000 Jahre in der Vergangenheit und handelt in einem anderen Kulturkreis, und doch ist sie uns Nahe. Rahel hatte ihm aufgeregt von ihrer Begegnung am Brunnen erzählt, wie oft im Leben trifft man schon einen völlig unbekannten Cousin! Kann das sein, oder ist es ein Schwindler?

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Die Aufregung springt auf Laban über. Der Sohn von Rebekka, seiner Schwester, die er jahrzehntelang nicht mehr gesehen hat. Ebenso ist ihr Mann Isaak sein Onkel. Man heiratete damals familiär. Wie geht es der Familie und wer ist dieser Fremde, fragt sich Laban.

Er läuft zu ihm und alle Zweifel sind vergessen, als er ihn sieht. Stürmisch umarmt er Jakob, küsst ihn und führt ihn in sein Haus. Für den Moment ist Jakob angekommen. Seine Reise ins Ungewisse hat vorerst ein Ende. Wird es ein Happy-End?

Einen reinen Tisch machen

Schafherden als Lebensgrundlage. Foto Pixabay von Adina Voicu

Zunächst erzählt Jakob von seinem Leben, seiner Reise ins Ungewisse, Jakob kämpft mit Gott. Er „erzählt alles“, berichtet der Text in Genesis 29. Was mag er von seinem Vater Isaak, seiner Mutter Rebekka und seinem Bruder Esau erzählt haben. Wie stellt er sich selbst in der Geschichte dar?

Dazu schweigt das Buch und verkürzt die kommenden sieben Jahre auf wenige Zeilen. Und in eben jener Verkürzung wird der Kampf Jakobs mit Gott, seiner Bestimmung und sein Schicksal deutlich. Für Laban ist die Sache klar. Jakob ist „wirklich mein Bein und mein Fleisch“.

Und so nimmt er seinen Neffen in die Familie auf. Nach einigen Wochen aber heißt es klare Verhältnisse zu schaffen. Jakob hat sich inzwischen ‘nützlich gemacht’ und gezeigt, dass in ihm ‘ein ganzer Kerl’ steckt. Was tun mit diesem Mann im besten Alter. Durchfüttern gibt es nicht und seine Dienste ‘für Nothing’ anzunehmen ebenso wenig. Also stellt er ihn im Gespräch und fordert eine Entscheidung. Jakob kämpft mit Gott und die Reise geht weiter.

Deine Tochter ist mir Lohn genug

„Sag mir welchen Lohn du haben willst“, fragt er ohne Umschweife. Es war offensichtlich, dass Jakob bleiben wollte. Ungewöhnlich war seine Bitte. „Kost und Logie“ war ihm als ein Knecht von Laban sicher und damit auch ein sicheres Zuhause und der Schutz des Clans. Was sollte er fordern?

Große Reichtümer gab es keine zu verteilen und es bestand auch keine Aussicht darauf. Wenn Jakob mit Gott kämpft, ist das Schicksal manchmal gnädig, auch hart zu ihm. Er fordert den größten Schatz von Laban, nämlich seine jüngste Tochter Rahel. Jakob hat sein Herz, seine Liebe für sie entdeckt.

Rahel war eine Schönheit. Foto Pixabay von Wolfgang Luetzgendorf

Ganze sieben Jahre wolle er für diese Frau bei Laben in Diensten stehen. Er wollte einen vollkommen Dienst abliefern, berücksichtigt man die Symbolik der Zahl Sieben im Buch Genesis. Sieben lange Jahre, die ihm „wie wenige Tage vorkamen, weil er sie liebte“.

Er liebt sie als ganzen Menschen, als Person, als Persönlichkeit. Sicher gab es viele romantische Momente, doch viel mehr harte Arbeit und es gab keine körperliche Verbindung vor der Ehe, die Jakob nach sieben Jahren endlich einforderte. Jakob kämpft mit Gott und mit seinem Herzen.

Sieben lange Jahre Knechtschaft

Was für eine Tragik! Jakob der Träger der Verheißung arbeitet sieben Jahre als Knecht, als Schafhirte. Das ist keine hohe Berufung. Das ist harte Arbeit bei Wind und Wetter in der freien Natur, immer hinter die Schafe her. Keine Führungspersönlichkeit, kein Titel, kein Ruhm, kein Ansehen.

Was ist aus Jakob geworden? Wo ist seine Bestimmung? Kämpft Jakob mit Gott oder hat er es aufgegeben, zieht er ein ruhiges einfaches und sicheres Leben vor? Und nach sieben langen Jahren, als er endlich am Ziel ist, endlich die Hochzeitsnacht mit seiner geliebten Rahel verbringen darf, wird er furchtbar betrogen.

Sein jetziger Schwiegervater Laben steht in seiner List dem Jakob nicht nach, er stellt ihm eine Falle. Hinter dem Schleier und nach einer stürmischen Nacht findet Jakob nicht Rahel an seiner Seite, sondern ihre ältere Schwester Lea. Sie ist im Gegensatz zu Rahel keine Schönheit und Jakob empfindet nichts für sie. Was für ein Betrug, ein zum Himmel schreiender Betrug. Wie kannst du, Gott, mir das zumuten? „Was hast du mir angetan“, ist darum die berechtigte Anklage. Jakob kämpft mit Gott.

Die Perspektive macht den Unterschied

Laban zur Rede gestellt, zeigt keinerlei schlechtes Gewissen. „Es ist in unserem Lande nicht üblich, die Jüngere vor der Älteren zur Ehe zu geben“, hält er Jakob lapidar entgegen. Und doch war es ein klarer Betrug, denn die Vereinbarung, der Vertrag lautete anders. Und Jakob hatte sieben lange Jahre dafür gearbeitet. Doch Laban belässt es nicht dabei. Nach einer Brautwoche wolle er ihm auch – wie vereinbart – Rahel zur Frau geben.

Was für eine Situation, die kleine persönliche Welt stürzt zusammen. Jakob kämpft mit Gott ohne es zu merken. Für ihn erscheint es als Schicksal, vielleicht sogar als Bedrohung seines Lebens. Wie viele hunderte von Nächten hat er sich ein Leben mit seiner geliebten Rahel ausgemalt. Es hat ihn am und im Leben gehalten. Jetzt wurde ihm brutal die ältere Schwester Lea untergeschoben.

Jakob ist Opfer und Beschenkter gleichzeitig. Er hat jetzt zwei Frauen und zwei Mägde und ist damit selbst Familienoberhaupt. Laban sorgte so für einen Mann für seine ältere Tochter Lea, einen guten Mann. Denn für Lea war weit und breit kein Verehrer in Sicht.

Harte Zeiten für Jakob – Er kämpft

Göttliche Fügung wird deutlich, blickt man auf den weiteren Verlauf der Geschichte. Lea und ihre Magd gebiert dem Jakob acht Söhne und Rahel und ihre Magd vier Söhne, die Stammväter der zwölf Stämme von Israel. Zahlenmäßig und ‘von der Gunst der Stunde’ her hat Rahel klar das Nachsehen. Sie muss lange warten, bis ihr ein erster Sohn geschenkt wurde. „Gott erhörte ihr Flehen und öffnete ihren Mutterschoß“, lesen wir öfters in dieser Geschichte.

Die Frauen rangen um die Gunst von Jakob und ein probates Mittel dafür waren Kinder. Sie würden das Herz des Vaters an sich binden und damit auch an die Mutter. Jakob hatte nun vier Frauen. Lea und Rahel sowie ihre beiden Mägde.

Rivalitäten und Eifersüchteleien waren an der Tagesordnung und die Kinder mussten ja erst einmal groß werden, wofür die Großfamilie sorgte. Jakob stand nun im familiären Brennpunkt, bewirtschaftete immer größer werdende Herden, beschäftigte Knechte, besorgte „Haus und Hof“ und kümmerte sich um seine Familie. Er war vom einfachen Hirten nun über sich selbst hinaus gewachsen. Gott sah ihn und wusste.

Das Unsichtbare bestimmt das Leben

Der vor 14 Jahren eher bescheidene Besitz von Laban, „das Wenige das er hatte bevor Jakob kam“, hatte sich „gewaltig vermehrt“. Und zu diesem Zeitpunkt lesen wir in der Geschichte zum ersten Mal, dass Jakob zu Laban von Gott spricht, „der Herr hat dich gesegnet für jeden meiner Schritte.“

Aus dem Kampf Jakobs mit Gott, mit seinem Leben, der Umstände und sein Schicksal wurde eine Zeit des Friedens und Segens. Doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende und hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Der finale Kampf Jakobs mit Gott steht noch bevor.

Doch zunächst lesen wir von der Trennung Jakobs von der Sippe Labans. Ein spannender und schmerzlicher Prozess. Darüber steht das Zeungis: „Jakob wurde überaus reich. Er besaß eine Menge Schafe und Ziegen, Mägde und Knechte, Kamele und Esel.“

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