Es bleibt die Individualität und der Traum vom Reisen

Reisen bleibt für uns ein Grundbedürfnis doch wird es uns zunehmend schwerer gemacht. Unerträgliche Warteschlangen an den Flughäfen und stark gestiegene Preise für Benzin beeinträchtigen im Jahr EINS nach den Corona Flug- und Reiseverboten die Freiheit, manchen vergeht bereits ganz die Lust.
Uns nicht, erst recht nicht, immer wieder lockt der Süden.. Leben heißt erleben und diese Freiheit nehmen wir uns und sei es nur zu unserem Camping-Lieblingsdomizil an die Adria, das auch nach zehn Jahren seinen Reiz nicht verloren hat, es lockt der Süden. Schon der alte Grieche Heraklit bemerkte vor 2500 Jahren, dass ein Mensch nie zweimal in ganz genau den gleichen Fluss steigen könne.

Der sanfte Wind und das Rauschen des Meeres
Ein wenig geht es uns so bei unseren Campingurlauben in der Region Cavalino, eingebettet zwischen den Lagunen von Venedig und der Adria, die hier flach auf den weiten Sandstrand aufläuft. Seitdem die Kinder aus dem Haus sind wählten wir die Region als ein sommerliches Domizil auf Zeit. Im Zentrum steht das Bedürfnis nach Erholung, für die das mediterrane Klima, der stetig sanfte Wind und das Meer mit seinem samtweichen Wasser ideale Bedingungen schaffen.
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Es ist jedes Jahr das gleiche Bild und doch immer wieder erleben wir diese Zeit anders, zumal wir die Zeiten zwischen Mai und September immer wieder wechseln. Von einem fast ganz leeren Platz (Mai) und einem noch kühlen Meer bis hin zur völligen Überfüllung (August) und Massen von Menschen.

Ruhe und Lebendigkeit zum Erlebnis vereint
Widersprüchlich zu jenem idyllischen Mix aus Meer, Sand und Sonne scheint der Mensch selbst zu sein, der an den 30 Campingplätzen zwischen Jesolo und Venedig gehäuft auftritt. Die großen Plätze beherbergen in der Hochsaison je 10.000 Menschen und mehr, täglich. Wie ist da Ruhe und Erholung möglich frage ich mich jedes Jahr erneut. Einerseits verreisen wir möglichst nicht in der Hauptsaison, so dass die Belegung bei nur 50 Prozent liegt.
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Anderseits sind wir immer wieder überrascht, in welcher Ruhe und welchem friedlichen Nebeneinander die Campingfreunde gemeinsam ihre Urlaubstage verbringen, sich ihren Traum vom Reisen erfüllen. Freilich, ‘ein Kind schreit immer’, doch das gehört zur Kulisse, ebenso wie der sanfte Wind, das Spiel von Licht und Schatten unter den alten Pinien und die beständige Geräuschkulisse eines entspannten Treibens um einen selbst herum. Der Urlaubsfunke springt über, es lockt der Süden und die Freiheit.

Freiheit: Generationen und Nationen miteinander
Immer wieder faszinieren die Menschen in ihrer Individualität. Alle sind zwar vereint in ihrem Anliegen und Hobby, das Camping, doch gleicht keine Parzelle der anderen, wobei die Grenzen in der Vor- und Nachsaison durchlässiger sind. Etwas genauer nehmen es die Fünf-Sterne-Plätze mit viel Komfort und Luxus, deren ältester der ‘Union Lido’ und deren populärster derzeit wohl der ‘Marina di Venezia’ sein dürfte.
Freiheit: Immer wieder lockt der Süden
Hier sind die Grenzen und Regeln des Zusammenlebens auf Zeit enger gesteckt. Wir haben es gerne etwas einfacher und offener, ebenso die Mitmenschen um uns herum, mit alten und neuen Wohnwagen, kleinen und großen Zelten und natürlich fehlen auch Reisemobile nicht, von denen die meisten bereits in die Jahre gekommen sind.

Liebevoll aber wird das Equipment gepflegt, Tische, Liegen, Stühle, Fahrräder und Hängematten aufgebaut, meist unter einem großen Sonnensegel oder Vorzelt stehend, soweit es den klassischen Teil des traditionellen Campens betrifft. Individualität wird groß geschrieben und es treffen sich zumindest immer fünf bis sechs Nationen auf dem Platz, Rentner, Jugendliche und Familien.
Mobilhomes und Bungalows immer beliebter
Immer mehr Raum nehmen fest installierte Mobilhomes, Zelte und Bungalows ein, die es, komplett ausgestattet, den Anreisenden leicht machen. Die Gäste brauchen außer einem Koffer mit leichter Sommerkleidung nichts weiter mitzunehmen um ihren Traum vom Süden an der Adria zu leben. Die Infrastruktur am Platz selbst oder im nahen Ort Cavalino oder Casavio bietet alles für den täglichen Bedarf.
„Pizzen und Pasta“ für sieben bis zehn Euro in einem der Restaurants sind ebenfalls erschwinglich und zudem steht immer eine komplett ausgestattete Küche zur Verfügung, leider nicht überall ein Gasgrill und auch keine Liegen. Die Zahl der über den „Venice Airport Marco Polo (VCE)“ anreisenden Campingfreunde steigt ständig und es hat seinen eigenen Reiz, mit Handgepäck über Venedig direkt am Campingplatz einzuchecken.

Ein Jungbrunnen für das Immunsystem
Für uns bleibt der Campingurlaub eine Konstante im Leben, so hoffen wir. Einschneidende Corona-Maßnahmen und neuerdings explodierende Benzinpreise erschweren dieses ganz persönliche Glück und schöne Stück Freiheit zusehends. Vorerst bleibt es ein Rätsel, wie es schweren Reisemobilen und Wohnwagen über 500 oder 1000 Kilometer hinweg mit einem E-Auto den Weg ins Urlaubsglück offen gehalten werden.
Die Tage und Wochen im Süden an Meer und Strand sind ein Jungbrunnen für unser Immunsystem, für das kleine persönliche Lebensglück und den Erhalt unserer Gesundheit im Allgemeinen. Ob mit Familie oder guten Freunden gestalten sich die Urlaubswochen je nach Gusto zum geselligen Miteinander oder persönlichen Rückzug für innere Einkehr. Familien mit Kindern bietet er Freiheit und Abwechslung zwischen Meer, Strand, Quartier, Animation, Freunden und Familie. Zeit haben, keinen Termindruck erleben, ein Stück ganz persönlicher Freiheit und Erholung.
Die Freiheit ganz neu erleben, immer wieder
Die Zeit vor und nach Corona – zumindest für den Moment – hat gezeigt, wie wichtig dieses persönliche Stück Freiheit und Glück ist. Was fünfzig Jahre lang eine grundgesetzlich garantierte Selbstverständlichkeit war, wurde per Regierungsverordnung zur Besonderheit. Im Frühsommer 2020 war die Verunsicherung deutlich zu spüren. Schon im Sommer 2021, drängten sich die Menschen wieder auf den Camping-Ressorts, ab Juni war über Monate hinweg alles ausgebucht, selbst die letzte kleine Parzelle. Flugreisen in viele Länder waren verboten, die Menschen verlangten nach ihrer ganz eigenen Freiheit als Teil ihrer Menschenwürde. Zumindest die Vereinten Nationen bekräftigen, dass „das Streben nach Glück ein grundlegendes menschliches Ziel ist.“

Mit kleinem Budget in den Süden
Vielleicht ist diese Sicht auch zu eng, denn Medien und Politiker bereiten uns auf schwere Jahre und Zeiten vor. Urlaub – und sei es nur an der Adria – könnte schnell nur noch privilegierten Menschen und nicht mehr der Allgemeinheit offen stehen. Für Familien mit kleinen Kindern ist es bereits heute ein finanzieller Balanceakt und das war in den letzten fünfzig Jahren auch nicht anders.
Es war die Geburtsstunde des Campingurlaubs, nämlich mit kleinem Budget dem Alltag für einige Tage und Wochen zu entfliehen. Mit Luxusmobilen von 100.000 Euro aufwärts allerdings hatte dies nichts gemein. Am Strand mit Klimaanlage und Eiskühlfach, wahrlich eine Zeitreise der besonderen Art.
Früher über Alpenpässe und Landstraßen gereist
Übrigens ‘entdeckten’ die ersten Touristen die Adria in den 50er- und 60er-Jahren. Erst 1966 reichte die Autobahn von Villach kommend bis Udine. Zuvor ging es auf kurvigen und engen Straßen, teilweise über Alpenpässe in den Süden. Der Hauptverkehrsweg von Kärnten nach Italien führte über die Strada Statale 13 Pontebbana. Der Abschnitt zwischen Tarvisio und Udine/Nord wurde zwischen 1973 und 1986 erbaut und das letzte Stück zwischen Udine/Nord und Süd wurde 1988 nach zweijähriger Bauzeit eröffnet.
„Urlaub in Italien“ wurde für die Masse, also den Massentourismus, damit erst möglich. Zuvor war es ein durchaus abenteuerliches Unterfangen, mit Dachständer und vollbepackten Automobilen in den Süden zu reisen, ohne Klimaanlage und mit nach unten gedrehten Scheiben. Ab den 70er- und 80er-Jahren erschlossen „Touristenflieger“ zunehmend fernere Reiseziele.

Respekt vor einem hohen Gut
Die Freiheit zu Reisen (Freizügigkeit) ist ein grundlegendes Recht und wurde in den letzten Jahren auf dünnes Eis gebettet. Es ist auch die Errungenschaft ‘unserer Generationen’, als aus den Scherben der Weltkriege durch einen wachsenden Wohlstand die „Freiheit des Volkes/ der Völker“, nämlich der Allgemeinheit, wuchs. Es ist ein kostbares Gut und beruht auf gegenseitige Achtung ‘des/der Anderen“ und auch der eigenen Möglichkeiten.
Dieses Recht auf Menschenwürde ist seit Alters her festgeschrieben: „Du sollt nicht begehren deines nächsten Haus, deines nächsten Frau, noch seinen Knecht, seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch alles was dein Nächster hat.“ Das sollte auch für den Staat und Politiker gelten, die in zunehmenden Maße das Recht der Freizügigkeit einzuschränken versuchen.