Die Abschaffung Gottes ist in Europa lange Tradition. Ihre Wurzeln liegen in der französischen Revolution und dem Zeitalter der Aufklärung begründet. Dabei ist naheliegend, dass alles Göttliche kaum mit dem Verstand begründet werden und ebenso kaum beweisbar ist. Das aber soll und sollte im Geiste der Aufklärung als verbindliche Richtschnur des eigenen Verhaltens dienen. Wenn Gott abgeschafft wird, ist das die logische Folge daraus.
Die Trivialität unseres Tuns
Die Abschaffung Gottes aber hatte einst einen noch viel profaneren Grund, es geht schlicht und einfach um Macht, Geld und Besitz. Zur Vorgeschichte der Französischen Revolution zählten nämlich die klammen Kassen des Staates. Mit den Kosten der Beteiligung Frankreichs am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg nämlich waren alle Reserven aufgebraucht. Und so wurden die Begehrlichkeiten nach dem Besitz und Vermögen der Kirche unstillbar. Erschwerend wirkte die Ignoranz der Reichen und die soziale Ungerechtigkeit.
Sie wurden zum Teufel gejagt
Wenn Gott abgeschafft wird, hatte dies zunächst eine ganz einfache weltliche Note. Nicht Gott per se wird hinweg gefegt, sondern seine weltlichen Vertreter, zumindest glaubten sie dies zu sein. Jahrhunderte lang standen diese (un-) christlichen Herrscher für zahllose Kriege, Morde und Verfolgungen im Zentrum der europäischen Geschichte. Sie wurden darum ganz zu Recht zum Teufel gejagt.
Gott abgeschafft und abkassiert
Doch Begehrlichkeiten nach den kirchlichen Schätzen hegte man ebenso in England oder Deutschland, als Gott abgeschafft wurde, zumindest seine weltlichen Dependancen. So war es tatsächliche der bayerische Kurfürst Karl Albrecht (1697 – 1745), der 1743 der Habsburgerin Maria Theresia vorschlug, Österreich und insbesondere Bayern durch die Säkularisation und Einverleibung von Fürstbistümern zu vergrößern. Maria Theresia lehnte dies als großes Unrecht ab, ist auf Wikipedia.org zu lesen.
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Vernunft als das Maß der Dinge
Die profanen Enteignungen der Kirche sind längst Geschichte, ebenso wie die Reiche und Paläste der adeligen Herrscher von einst. Humanismus und Aufklärung haben darüber hinaus die „geistlichen Fesseln“ des Religiösen durchschlagen. Es sei jetzt die menschliche Vernunft als Maxime unserer Lebensführung maßgeblich. Vernunft sozusagen als neue göttliche Stimme verstanden, der göttliche Funke in uns. Sind wir Menschen wirklich so vernünftig?
Vernunft und die Grenzen des Menschlichen
Die Geschichte hat diese träumerische Anmaßung längst widerlegt. Es ist nicht vernünftig Kriege zu führen, Frauen und Kinder zu ermorden, Landraub zu begehen. Es ist zutiefst unvernünftig. Daran konnten auch alle Friedensappelle und eine Organisation, die sich „vereine Nationen“ nennt, nichts ändern. Im Gegenteil, der Krieg, die Kriege sind selbst nach Europa wieder zurückgekehrt. Der Schrecken zweier Weltkriege scheint zu verblassen, der Mensch sich selbst überlassen, wenn Gott abgeschafft wird.
Das Versagen der Religionen
Und um seine weltlichen Vertreter ist es heute nicht besser bestellt, im Gegenteil. Heute rufen sie „Allahu akbar“ und bringen Krieg, Terror und Tod in eine friedliche Welt. Es ist kein liturgisches Ritual eines frömmelnden Gottesdienstes, es ist auch nicht einfach eine Hinwendung zu Gott gemäß der Formel „Gott ist groß“. Es wird zum Kampfruf, denn Gott ist der Größte und alles habe sich ihm zu unterwerfen, notfalls auch mit Gewalt.
Wenn Liebe und Hoffnung regiert
Mit Grauen wenden wir uns von einer so geprägten Religion ab. Gott muss ein Gott des Friedens und der Liebe sein. Er gibt uns die Herzenswärme und Hoffnung im Heute und für das Morgen. Er ist das, was unsere Vernunft nicht fassen kann. Und doch ist er es, der uns zur Vernunft, zum Denken befähigt und uns damit über uns selbst erhöht. Wenn Gott abgeschafft wird, setzen wir das Wichtigste unseres Lebens vor die Tür, denn wir sind in seinem Bilde geschaffen.
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Wenn Gott abgeschafft wird
Wenn Gott abgeschafft wird, ist es das Versagen der geistlichen Institutionen dieser Welt, die sich ihren eigenen Interessen beugen, nicht aber jener, die Gott im Sinn hat. Er will und hat uns zur Freiheit berufen und will diese mit uns gemeinsam leben. Und gerade diese wird in unserer Welt, die sich immer noch christlich nennt, kaum verstanden. Dabei liegt es doch auf der Hand. Wahre Freiheit kann nur in Verantwortung gelebt werden.
Die aktuelle Weltlage zeigt es
Wir können uns selbst und unsere Mitmenschen nicht in die absolute Freiheit entlassen. Das hätte Chaos zur Folge, eben wenn Gott abgeschafft wird. Besonders in einer komplexen Gesellschaft und auch in einem Staat gelten Regeln und die Verantwortung des Einzelnen diesen zu folgen. Festgehalten sind sie im Gesetz. Wer sich nun die Freiheit nimmt, sich über dieses Gesetz zu stellen und glaubt somit sich seiner Verantwortung zu entziehen, der irrt. Ein Irrtum wie aktuell bei gewaltsamen Protesten und Aktionen auf den Straßen unsere Städte deutlich wird. Der Staat hat seinerseits die Verantwortung, im Geiste dieser Gesetze zu handeln.
Freiheit und Verantwortung
So wird ebenso der freie und verantwortungsbewusste Mensch als Ideal demokratischer Gesellschaften gesehen (siehe Zitat). Dieser aber wird wiederum zum Opfer unterschiedlicher Interessen, die an seinem Denken, seinen Gefühlen, Wünschen und Erwartungen zerren. Denn den völlig frei denkenden und handelnden Menschen gibt es nicht. Wir sind alle gefangen in uns selbst, in unserer Zeit und in unserer Kultur. Es ist ein langer und mühsamer Prozess, sich daraus zu lösen. Noch seltener und schwieriger ist eine positive Lösung und doch ist diese nötig.
Selbstfindung und Umweltschutz
Wenn schon Gott abgeschafft wird, ist die Findung der eigenen Freiheit als eines erwachsenen und gereiften Menschen zugleich die positive Annahme des Selbst, unserer Zeit und unserer Kultur, denn wir sind Teil von ihr. Gleiches gilt auch für die Umwelt – und wer will – auch für das Klima. Doch bereits die Definition wird schwierig, denn was ist Klima? Da bleibe ich lieber bei dem alten Begriff der Umwelt. Wenn wir uns aber als Teil unserer Kultur und Zeit begreifen, erwächst daraus auch unsere Verantwortung für sie, für unsere Umwelt, die ebenso unsere Mitmenschen einschließt.
Gott abgeschafft und die Würde des Menschen?
Damit schließt sich der Kreis wieder, der Kreis unserer Zivilisation. Nämlich, dass wir alles in Gott sind, also aus einer Welt, in der Gott nicht abgeschafft wurde hin zu einer säkularen Welt, in der Gott abgeschafft wird bzw. wurde. Es bleibt damit immer noch die Frage nach der Würde des Menschen, letztlich nach unserer eigenen Würde. Finden wir sie außerhalb von Gott? Spätestens am Grabe beantwortet sich diese Frage, die sich an sich ja gar nicht stellt.
Gottes reden in uns hören
Wie groß ist unser Staunen bei einem Sonnenaufgang am Meer, bei einem Abendrot in den Bergen, bei der Geburt eines Babys, beim Erblühen der Natur im Frühling. Das Leben selbst und die Natur sind voller Wunder, die uns täglich begegnen. Aber wie sagte Jesus Christus bereits: „Ihr habt Augen zu sehen und seht doch nicht. Ihr habt Ohren zu hören und hört doch nicht.“ Es ist eine innere Sicht und ein inneres Hören, was uns abverlangt wird. Nur so können wir einer Verantwortung in Freiheit gerecht werden. Der Weg aber ist schwierig, wenn Gott abgeschafft wird.
Gott abgeschafft, das geht nicht
Das Göttliche in uns will uns leiten und ansprechen. Genau das ist unsere innere Stimme, wenn wir sie mit dem Konsum und „Affengeschnatter“ der Welt nicht betäuben. Wobei das Affengeschnatter unseres Denkens nicht nur Auswirkungen auf das geistige Wohlbefinden hat, sondern ebenso das körperliche Befinden beeinflusst. Es ist für uns wichtig, Klarheit zu finden. Klarheit im Denken und in unserem Tun. Es wird gleichsam zum Motiv, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
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Zitat:
Das Leitbild des freien und verantwortungsbewussten Menschen ist das Ideal demokratischer Gesellschaften. Der Bürger soll so autonom sein, dass er sich nicht ohne weiteres vorherrschenden Meinungen anpasst. Gleichzeitig soll er sich sozial engagieren und für gesellschaftliche Belange einsetzen. Dieses sensible Kräftespiel scheint sich in den letzten Jahrzehnten verändert zu haben.
Von Martin Hubert | 01.03.2007 | Zum Artikel
https://www.deutschlandfunk.de/freiheit-und-verantwortung-102.html
Zitat:
„Diese Denkrichtung erklärte die Vernunft (Rationalität) des Menschen und ihren richtigen Gebrauch zum Maßstab allen Handelns. Nur das, was mit dem Verstand begründet werden kann, was beweisbar ist, kann als Richtschnur des eigenen Verhaltens dienen.“