Für junge Menschen kommt die Frage nach dem Woke sein gleichsam der eigenen Existenz gleich. Ist doch Sinnfindung und Sinngebung in einem so kurzen Wort vereint: Woke. ja das eigene Weltbild mitsamt der eigenen Existenz scheint zu fallen, ist man nicht woke, ist man nicht ‘in’, nicht en vogue, ohne dabei ein Modelabel zu bevorzugen. Woke sein oder nicht sein ist hier die Frage. Was bedeutet Woke sein?

Woke sein und #staywoke

Was ist dran an dem Woke sein oder den in sozialen Netzwerken häufig zu findenden Aufruf stay woke, also #staywoke richtig geschrieben. Bleib fest, halte fest, weiche nicht ab von dem Kurs, das Leben ist zu wichtig und wertvoll. In jungen Jahren scheint der Himmel zum Greifen nahe zu sein. Das Leben ein einziges Abenteuer. “Nicht sein” ist ein Angriff auf die eigene Persönlichkeit.

Wohin soll die Reise des Lebens gehen. Noch ist alles offen. Foto: Pixabay von Monfocus

Das Kunstwort ‘Woke’ ist eine Anlehnung an das Englische wokeness, zu Deutsch einfach „Wachheit“ oder ‘awake’, also erwachen. Wach sein gegenüber gesellschaftlichen Missständen und vor allem gegenüber Diskriminierung – Woke sein bzw. wachsam sein. In Deutschland dürfte sich das in erster Linie auf die Migration, also auf Asylbewerber beziehen, von sozialen Brennpunkten in einigen Großstädten abgesehen. Woke sein oder nicht sein ist die Frage.

Gegen Unterdrückung aufstehen

Der Ursprung ist in den USA zu finden und fand in der Bewegung Black-Lifes-Matter internationale Beachtung. Sie setzt sich explizit gegen Gewalt, gegen Schwarze bzw. People of Color ein. Woke sein bezieht sich heute im erweiterten Sinn gegen soziale bzw. rassistische Unterdrückung und möchte das Bewusstsein dafür stärken.

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Ein würdiges Anliegen bei der Polizeigewalt in den USA gegen Schwarze bzw. gegen People of Color, die in Übersee ja eine lange traurige Tradition hat. Ja, Woke sein ist dabei eine klare Botschaft. Wachsam sein gegen Diskriminierung und Unterdrückung von Menschen aus anderen Kulturen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass besonders Amerika ein Schmelztiegel aus allen Kulturen und Nationen ist. Aber auch in Deutschland beschäftigt dieses Thema immer mehr. Jüngst tat es der bekannte Kabarettist Dieter Nuhr, stellte sich der Frage: “Wokes Deutschland – Identitätspolitik als Bedrohung unserer Freiheit?”.

Wokeness ist keine Einbahnstraße

Die Achtung der Menschenwürde steht auf dem Fundament der gegenseitigen Achtung, es ist keine Einbahnstraße. Im erweiterten Sinne bedeutet dies auch die Achtung und Wahrung der Rechtsstaatlichkeit und auch hier ist Woke sein wesentlich für den gesellschaftlichen Frieden, das Zusammenleben bis hin zur Wirtschaft eines Landes. Woke sein oder nicht sein. Ist Woke sein ein Identitätsbegriff einer Berliner Blase?

Wo aber rutscht Woke sein in die Sinnfindung und Sinngebung ab, manifestieren das eigene Selbst- und Weltbild? Wenn aus dem ‘Wach-Sein’ ein ‘Erwachet’ mit missionarischem Auftrag wird. Wenn ich und die Meinen, also die Erwachten, etwa das Weltklima und die Menschheit vor ihrem eigenen Verderben retten müssen, eben die Anderen, die Nicht-Woken.

Geht der Staat nicht rigoros genug vor, klebt sich der Aktivist auf Straßen und Flugbahnen fest und hindert Tausende von Menschen in und an ihrem Leben. Rücksichtslos, es geht ja um die ganz großen Werte und darum sei alles erlaubt und die woke Politik sieht gnädig zu. Die Gesellschaft und das Volk hat den eigenen Vorstellungen zu entsprechen. Woke sein oder nicht sein heißt der autoritäre Anspruch.

Dogmatismus anstelle von Freiheit

In früheren Jahrhunderten war es die Religion bzw. die katholische Kirche, die Menschen vor dem Verderben retten und ihre eigene Macht bewahren wollte. Recht war dazu jedes Mittel, auch die Gewalt in ihrer schlimmsten Form, Stichwort: Hexenverbrennung. Dogmatismus statt Dialog und Meinungsfreiheit. Menschen müssen ausgeschlossen und weggesperrt werden, ihres Berufes, ihres Amtes und ihrer gesellschaftlichen Würde enthoben, gesellschaftliche und soziale Ächtung – kurzum: Staatsfeinde.

Deutschland erlebte mehrfach dunkle Zeiten. Dem Blackout geht ein geistiger voraus. Foto: Pixabay von Dimitris Vetsikas

Wir erlebten ein ‘Geschmäckle’ davon in den letzten Jahren, wenn es zunächst mit Woke sein nur wenig zu tun haben scheint. Der Zeitgeist aber verfestigte sich in den Redaktionsbüros mit Maske und Spritze. „Schütze dich und andere“, lautete das Credo, auch wenn es im Jahr 2020 bereits qualifizierte Stimmen (Wissenschaftler) gab, die es besser wussten und warnten. Das Hashtag #ichhabemitgemacht, verdeutlicht die Hetzjagd. Aber bis heute gibt es keinen Aufschrei und schon gar keine Aufarbeitung. Wegducken, umdrehen, weitermachen. Woke sein oder nicht sein, man gehört dazu oder eben nicht.

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Und auch hier gilt: Selbstschutz ist völlig in Ordnung. Wenn er darüber hinaus anderen Menschen hilft, umso besser. Doch aus dem Selbstschutz wurde Tyrannei, denn ein Impfzwang wurde gerade noch so eben abgewehrt. Dafür aber die Grundrechte kurzerhand ausgesetzt. Das ist nicht woke, sondern finsteres Mittelalter und erinnerte viele Menschen an dunkle NS-Zeiten. Ausgangssperren hat es sonst nur im Krieg gegeben – und der ist lange her. Die Alten, die Weggesperrten und Isolierten, erinnern sich aber noch gut daran, sofern sie noch am Leben sind.

Woke sein mit missionarischem Eifer

Missionarischer Eifer beim „Woke sein“ richtet sich ebenso gegen sexuelle Diskriminierung bzw. setzt sich für ‘sexuelle Befreiung’ ein. Die Auswirkungen davon erleben wir aktuell. Bis vor wenigen Jahren schien die Welt noch einfach, denn die biologischen Geschlechter Mann und Frau wurden weithin akzeptiert – über alle Kulturen und Jahrtausende hinweg. Ebenso die deutsche Wirtschaft in ihren Grundfesten, von der Automobilindustrie bis zur Energieerzeugung. Heute ist das anders. Woke sein oder nicht sein wer den Zeitgeist nicht huldigt.

Wer Woke sein möchte, der berücksichtigt Transgender und würdigt Personen, „deren psychologische Geschlechtsidentität nicht übereinstimmt mit dem ihnen bei Geburt zugewiesenen Geschlecht“ laut Lexikon. Bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht? Von wem zugewiesen? Und das ist dann ebenfalls eine Form des Woke sein, wenn Menschen mit ihrer Identität nicht klarkommen?

Woke sein oder nicht sein bis in die Sexualität

Grundsätzlich gehen anderen Menschen die sexuellen Neigungen und Vorlieben seiner Mitmenschen, sowie deren Verständnis darüber, nichts an. Wer woke ist, der bemüht sich aber selbst hier um Achtsamkeit, kein Witz! Selbst Kinder sollen bereits in Schulen und Kitas indoktriniert werden und auf Damentoiletten ist mit männlichen Besuch zu rechnen, auch wenn der Mann sich mehr als Dame fühlt.

Jugend: sich ausprobieren, sich in Kunstwelten bewegen und finden. Woke sein oder nicht sein. Foto: Pixabay von Claudio Terribile

Damit ist das Thema ‘Woke sein’ aber noch nicht am Ende. Nicht selten wird der Begriff für vermeintlich allgemein strukturelle und politische Missstände benutzt und davon gibt es ja viele im Lande. Woke ist etwa, sich mit dem Lastenfahrrad durch die Stadt zu bewegen, am Land wird es da bereits schwieriger.

Gesellschaft unter Generalverdacht

Woke sein oder nicht sein verkehrt sein eigentliches Anliegen, nämlich für die Rechte von Minderheiten einzutreten, also die Schwachen zu schützen. Es politisiert und erhebt einen Generalvorwurf an die Gesellschaft, bis hin zum „bösen alten weißen Mann“, den das Magazin „Spiegel“ erstmals 2021 auf dem Cover kürte.

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Auswüchse des Woke sein oder nicht sein erleben wir in einer ausufernden Cancel-Culture in den Sozialen Medien. Alles was nicht woke ist wird gelöscht. Es zählt nur eine Sicht der Dinge, nämlich die eigene, die der Erwachten. Der Gesellschaft soll der eigene (Meinungs-) Stempel aufgedrückt werden.

Was ist woke daran, die Mehrheit der Gesellschaft als „alte weiße Männer“ zu deklassieren? Was haben diese alten weißen Männer alles geleistet, für das eigene Land getan? Unwichtig, denn sie haben offenbar nicht woke gehandelt und damit die falschen Prioritäten gesetzt, ja das Verderben herbeigeführt, unter Generalverdacht gestellt.

Wachsamkeit und Gotteserfahrung

Übrigens ist Woke sein im Sinne von Wachsamkeit keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Es ist so alt wie die Geschichte der Zivilisation und etwa im christlich-jüdischen Glauben fest verankert. „Wachet“ oder „seid wachsam“ ist ein biblischer Ausruf. Johannes der Täufer formulierte es als: „Tut Buße, denn das Reich Gottes ist nahe gekommen“.

Bereits im Alten Testament geißelten Propheten das Tun des Volkes und riefen es zur Umkehr, zum Woke sein, auf. Hier allerdings war immer der Bezug zu einer Gottesbeziehung bindend. Etwas, was dem heutigen Woke sein fremd ist. So wird die eigene Sicht zum Maß der Dinge.
FOTO: Medien prägen uns in vielfacher Form. Foto: Pixabay von narciso1犀利士

Politik sollte zum Wohl des Volkes handeln

Längst hat dies auch die Politik erkannt und politische Parteien proklamieren „die Wahrheit“ für sich, verstehen sich als woke, als das bessere Gesellschafts- und Lebensmodell. Und keine Frage: „Erneuerbare Energien“ können für uns und die Umwelt einen positiven Beitrag leisten. Realpolitik aber muss sich mit der Realität, mit dem Leben selbst messen lassen. Und gerade die Politik hat einen Eid abgelegt, nämlich zum Wohl des deutschen Volkes zu handeln.

Dem Woke sein reicht die Perspektive erneuerbarer Energien aber nicht. Alles andere muss verboten werden. Bei den Autos die Benziner, in den Häusern das Heizen mit Holz und Kohle, und selbst Kühe sind in Wahrheit Umweltschädlinge. Wir Menschen können uns ja auch pflanzlich ernähren. Wer also braucht diese stinkenden Viecher? Anders ausgedrückt: Die Landwirtschaft rückt auf der klimapolitischen Agenda der EU-weit nach oben.

Woke sein oder nicht sein – Wer schützt den Bürger?

Man hat es trotz Jahrzehntelanger Regierungsbeteiligung der ‘Grünen’ zwar nicht geschafft etwa den LKW-Verkehr auf die Schiene zu bringen, doch die kleinen Bürger sollen gefälligst den ÖPNV nutzen und dafür werden Millionen ausgegeben, bis hinunter in die 400 Landkreise und Städte von Deutschland, zur Ertüchtigung des ÖPNV.

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Ja, Woke sein kostet eben. Dafür werden notfalls auch noch die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet und bei einem Blackout zünden wir dann eben Kerzen an. So einfach ist das – ist es das? Der Staat wird’s dann schon richten, wie etwa in Zeiten der Lockdowns. Kurzarbeitergeld, Entschädigungen, Überbrückungs-Hilfen und mehr. Koste es Milliarden, der Staat hat’s – oder doch nicht? Woke sein oder nicht sein, keine Frage des Geldes. Notfalls helfen Sondervermögen.

Die Schulden zahlen die Kinder

Der Staat häufte bis 2019, also in 70 Jahren, einen Schuldenberg von 1,3 Billionen Euro an. Allein in den letzten drei Jahren kamen weitere 0,8 Milliarden dazu. Der Staat versteckt hohe Milliardenbeträge in so genannte Sondervermögen, was in Wahrheit Schulden sind. Ja, Ideologie ist teuer und Schulden verlagern das Problem in die Zukunft.

Der Mensch in der Natur verankert? Wasser, Licht, Luft – Leben. Woke sein oder zurück zu den Wurzeln, zur Tradition, gibt es die? Foto: Pixabay von 41330

Und damit scheitert das Woke sein an der eigenen Ideologie, ähnlich wie der ‘real existierende Kommunismus’. Vom Grundsatz zwar richtig gedacht, doch nicht zu Ende gedacht. Die Wokeness mit grenzenloser Aufnahme von Flüchtenden, ebenso eine Versorgung mit ‘der reinen Energie’, wird an der Realität krachend scheitern. Woke sein oder nicht sein verkehrt sich immer mehr ins “Nicht-Sein”.

Zukunft ausgebremst?

Das Schlimme dabei ist, es wird auch uns un-woken Zeitgeistern, also die „Nicht-Erwachten“ mit in den Abgrund reißen. Eben darum, weil wir „nicht erwacht“ sind, nicht gegen einen Zeitgeist aufstanden, der einen wohlhabenden und funktionierenden Staat in aller Gründlichkeit demontiert mit dem Versprechen nach „Nimmerland“.

Anders als Peter Pan aber können wir nicht auf eine Insel entfliehen. Es bleibt darum Glaube, Hoffnung, Liebe. Diese drei, doch das Größte von diesen ist die Liebe. Tätige Liebe im Hier und im Heute und die Hoffnung der Liebe für die Ewigkeit. Wo aber ist der Glaube?

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