Es hört sich ein wenig an wie die Katze oder der Hund, die sich in den eigenen Schwanz beißen. Der Sinn des Lebens ist das Leben, also eine Dauerschleife, eine sich selbst erfüllende Prophezeiung oder was? Wir brauchen schon etwas Lebenserfahrung, damit sich uns dieser, wie einer Metapher anmutende Ausspruch, erschließt. Doch dann gewinnt er mehr und mehr an Bedeutung.
Foto: Sich dem Leben stellen und den Augenblick erleben. Foto: Gerd Spranger
Die Lebensaufgabe und unsere Berufung
Das Wort Lebensaufgabe zielt genau in diese Richtung und gewinnt immer mehr an Gewicht in der öffentlichen Wahrnehmung. Früher sprach man noch von Berufung, heute finden wir zu diesem Stichwort eine Abhandlungen über Rechtsmittel. Die Berufung wird kompliziert, wenn da keiner ist der beruft. Es bleibt dann der Ausweg, das Leben selbst als Berufung zu erkennen und zu akzeptieren und mehr als das. Mehr Lebensfreude und Leichtigkeit helfen bei der Kunst des Lebens.
Der Sinn des Lebens ist das Leben
Hier schließt sich der Kreis hin zu dem Zitat, der Sinn des Lebens ist das Leben. Der Buddhismus versteht dabei eher den Kreislauf der Reinkarnationen eines Menschen, der sich aus den Erfahrungen und Einsichten früherer Leben heraus selbst läutert. Deutlich radikaler vermittelt uns das jüdische Vermächtnis des Alten Testaments die Wahrheit vom Leben und vom Sinn unserer Lebensaufgabe. Im christlichen Glauben vollzieht sich die Läuterung im Leben selbst, bestenfalls mit der Hilfe von Gottes Gnade.
Die Reise mit Jakob. Hier fängt sie an:
Das Leben schreibt die besten Geschichten
Konfrontation mit sich selbst und Gott
Auf Gedankensplitter.com vertieften wir dafür einige Begebenheiten aus dem Leben des Jakobs, des jüngsten der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob. Weiterleben, nicht aufgeben, durch Veränderungen und Krisen hindurchgehen, am Glauben festhalten, in der Konfrontation mit dem Leben und mit Gott selbst. Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. Wir durchlebten es auf eine sehr vielfältige und intensive Art und Weise. Wenig lesen wir von seiner Lebensfreude, viel von seinem Lebenswillen und seinen Erfolgen.
Finaler Höhepunkt der Auseinandersetzung und Selbstfindung, im Sinn des Lebens das Leben selbst zu finden, zeigt uns Genesis. Es sind nur acht kurze Verse und doch ist dieser Dialog, eingebettet genau in diese Situation, einmalig. Jakob ringt mit Gott selbst, der ihm zunächst als ein fremder Mann erscheint, ihn den Weg in einer sehr schwierigen und komplexen Lebenssituation verwehrt.
Ende und Neuanfang auf der Lebensreise
Lassen wir die Geschichte auf uns wirken, uns bildhaft vor Augen stellen, dass der Sinn des Lebens das Leben selbst ist. In unserer dritten Episode widmeten wir uns der Trennung von Laban dem Schwiegervater und Jakob. Es ist keine einfache Trennung und sie ist von Spannung geladen. Doch sprach Gott in Träumen der Nacht zu Laban, bereitete den Boden für Jakob vor, um weiterzugehen. Eine weitere Hürde und Bürde auf dem Lebensweg von Jakob, doch langsam lernte er, der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.
Das Göttliche ist ein Teil des Lebens
Wie beiläufig erzählt die Geschichte zunächst von einer Begegnung Jakobs mit Engeln und er hält dieses Ereignis fest, indem er diesem Ort den Namen Mahanajim (Doppellager) gab. Eine Engelsbegegnung ist nicht zu überbieten. Es gibt ihm die nötige Kraft und Lebensfreude zum Weitergehen. Wir erleben Jakob in seiner ganzen List und Klugheit, aber auch in seiner Verletzlichkeit und in seinen Ängsten. Das Leben ist ihm bereits ein kluger Lehrmeister geworden und er unterwirft sich seinem Bruder, bezeichnet sich selbst als Knecht.
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Kann die Schuld beglichen werden?
Er sendet eine große Herde als Geschenk für seinen Bruder Esau vorweg, eine Geste der Versöhnung. Er zeigt damit, dass er selbst über genügend Besitz verfügt und von Esau nichts haben will. Er ist sich aber nach 13 Jahren immer noch seiner Schuld bewusst. Er floh ja damals vor Esau, der ihm aufgrund seines Betrugs nach dem Leben trachtete. Wie wird die Sache wohl ausgehen? Jakob konnte sich nicht sicher sein, wollte diese Lebenskrise aber meistern, zumal er ja eine Berufung dazu hatte.
Keine Alternative zum Leben
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst, denn was hätte Jakob sonst unternehmen sollen? Sich den Rest seines Lebens in den Bergen verstecken? Das ist keine Option für ihn und so geht er seinen Weg. Er nimmt all seinen Mut zusammen, macht sich auf den Weg, geht mit Gott und nimmt ihn beim Wort. Das Leben anpacken und Lebensfreude gewinnen. Unterdessen ist sein Bruder Esau ihm bereits mit einer kleinen Streitmacht von 400 Mann auf dem Weg entgegen. Kann die Sache wohl gut ausgehen? Es ist Esau, der zunächst das Erbe der Väter für sich in Anspruch nahm.
Jakob hätte dies zum Vorwurf nehmen können, doch er unternimmt alles in seiner Macht stehende, um für einen gütlichen Ausgang zu sorgen. Er sendet noch mehr Geschenke, zeitversetzt, so dass sein Bruder immer wieder positiv angesprochen und hoffentlich gnädig gestimmt wird. Vorsichtshalber aber teilt er seinen Besitz in zwei Heerlager auf, man kann ja nie wissen. Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst, mit all seinen Unwägbarkeiten und Jakob geht dabei klug und strategisch vor.
Was treibt uns auf dem Lebensweg an?
Inmitten dieses Sturm des Lebens besinnt sich Jakob, er besinnt sich auf Gott, auf seine Väter, sein Erbe und seine Verheißung. Es ist das erste Gebet dass er spricht, ja das Leben selbst lehrt ihn zu beten. Wir selbst sind zwar kein Jakob, doch auch uns ist das Leben geschenkt und wir sind mitten hinein gestellt um die Kunst des Lebens zu erlernen. Einerseits zwar könnte man sagen, dass der Weg von Jakob vorgezeichnet war, eben als Träger der Verheißung. Anderseits aber sehen wir, wie sehr er von den Umständen getrieben ist.
Nicht alles verläuft nach Plan
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. Es war nicht sein Wunsch vom Elternhaus fliehen zu müssen, als Schafhirte in der Fremde zu wirken, sieben Jahre für Laben zu arbeiten um am Schluss betrogen zu werden. Es war nicht sein Wunsch letztlich fluchtartig das Land verlassen zu müssen mit all seinen Herden, seiner Familie und seiner ganzen Dienerschaft. Und dennoch: Jakob stellte sich immer ‘dem Leben’, den Aufgaben und Anforderungen der Situation, des Schicksals, Gottes Wille?
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Über den Fluss gehen
Jetzt aber muss er „über den Fluss, über den Jordan“ gehen, er und alles was sein ist mitsamt seiner großen Familie. Und im Gebet fleht er: „Du (Gott) hast zu mir gesagt, kehre wieder in dein Land, in deine Verwandtschaft zurück und ich will dir wohltun.“ Sehe auf mich, ich bin auf dem Weg, der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. „Sei Du nun mit mir und errette mich aus der Hand meines Bruders. Ich fürchte ihn und er könnte mich und alle meine Lieben erschlagen.“ Wird es ein gutes Ende nehmen? Findet er wieder Zuversicht, Frieden und Lebensfreude?
Jakob erinnert sich in diesem Moment an jene Zeit, als er nur mit einem Stab in der Hand als Flüchtling den Fluss überquerte. „Jetzt aber habe ich zwei Heerlager“, fügt er hinzu. Es ist viel geschehen, das Leben hat ihn weitergebracht, ihn mit Reichtum, Frauen und Kindern gesegnet. Alles das steht jetzt auf dem Spiel. Er bring alles über den Jordan, bleibt selbst aber zurück. Er ist mit sich und mit Gott noch nicht im Reinen.
Sich dem Leben stellen
Und dann kommt es zu dieser dramatisch einzigartigen Begegnung. Ein Mann stellt sich ihm in den Weg und das bedeutete zu jener Zeit nichts Gutes. Jakob erkennt die Situation und stellt sich ihr, er kämpft mit dem Mann. Es ist ein Kampf um das Leben selbst, um das eigene Fortkommen, um das Überleben der Familie. Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst und Jakob stellt sich dem.
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Ich fühle mich einsam und brauche Hilfe
Sie ringen lange, die ganze Nacht durch und Jakob realisiert mehr und mehr, dass es kein normaler Mensch oder Räuber ist. Für ihn ist es auch ein Ringen mit sich selbst. Er stößt an seine Grenzen, an seine Fähigkeiten und weiß, es wird so kein Weiterkommen geben. Aber er ist nicht bereit aufzugeben und so lähmt jener Fremde seine Hüfte und bittet Jakob ihn loszulassen.
Das Leben erklärt sich von selbst
Bis dahin ist diese Geschichte einfach nur mysteriös, wir können uns nicht wirklich einen Reim darauf machen. Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst, und so ist auch diese Geschichte zunächst völlig unerklärlich, erschließt sich dann aber aus sich selbst heraus. Jener geheimnisvolle Fremde offenbart ihn, er habe nicht nur mit Menschen, sondern auch mit Gott selbst gerungen und gewonnen. Und nein, seinen Namen möchte er nicht preisgeben und wie könnte er auch, der Name Gottes ist heilig.
Grenzen erkennen und erreichen
Der Kampf wird vor Sonnenaufgang beendet und jener Fremde gibt Jakob einen neuen Namen. Israel (Gottes-Streiter) soll er künftig heißen, denn er hat mit Gott selbst gerungen und wieder hat er sich den Segen ertrotzt. „Ich lasse dich nicht gehen, ehe du mich segnest,“ stellte er seine Bedingung. Er hat wohl erst am Morgen das Geschehene realisiert und gab dem Ort den Namen Penuel oder Pniel, was so viel wie Angesicht Gottes bedeutet. Ja wahrlich, der Sinn des Lebens ist das Leben selbst, denn nur das Leben selbst kann so eine Geschichte schreiben.
Und ein Zweites wird deutlich. Dieser Gott Jakobs spricht nicht etwa ein Machtwort und bricht jeden Widerstand. Er ringt mit dem Menschen und setzt sich nicht über dessen freien Willen hinweg. Was aber wird nun aus Jakob. Hat ihn diese Begegnung verändert? Immer noch steht ihm eine schwere Prüfung bevor, die Begegnung mit seinem Bruder Esau.
Reicht das eigene Tun aus?
Aus menschlicher Sicht hat er alles getan um den Groll Esaus zu begegnen. Wird es aber reichen? Es gibt keine Gewissheit dafür. Dennoch macht sich Jakob auf den Weg, auf seinen ganz persönlichen Lebensweg. Ja, der Segen Gottes scheint im sicher, doch weiß das auch sein Bruder? Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst? Jakob nimmt seinen ganzen Mut zusammen und er wird dafür reichlich belohnt.
Versöhnung ist die Krone des Lebens
Er und sein Bruder Esau fallen sich weinend um die Arme, verzeihen einander, finden zueinander. Dennoch lehnt Jakob die Hilfe Esaus ab, zieht mit seiner Familie und seinem Besitz weiter, dem nächsten Abenteuer entgegen. Er findet letztlich seine eigene Heimat in dem ihm verheißenen Land. Sein Leben ist noch lange nicht zu Ende, die Reise geht weiter, der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. Er stellt sich seiner Lebensaufgabe und ist so für alle Zeiten einer der großen drei Patriarchen seines Volkes Israel.
Die Lebensreise von Jakob, erster Teil:
“Das Leben schreibt die besten Geschichten”
Die Lebensreise von Jakob, zweiter Teil:
“Jakob kämpft mit Gott”
Die Lebensreise von Jakob, dritter Teil:
“Loslassen und inneren Frieden finden”
Die Lebensreise geht weiter
Ihm folgt sein jüngster Sohn Joseph, doch auch für ihn führt die Lebensreise über viele Höhen und Tiefen. Er wird Sklave, Gefangener, Verurteilter und letztlich aber Retter des Volkes von Ägypten und seines eigenen Volkes. Ja, unser Leben führt häufig über seltsame Wege und unser Schicksal ist zeitweise schwer zu verstehen. Auch Josef lebt vor, dass ihn ein Leben mit Gott durch alle Höhen und Tiefen zu führen vermag. Ganz am Ende der Geschichte erleben wir nochmal Jakob als den, der den Segen gibt, ihn weiter gibt.