Ich fühle mich einsam und brauche Hilfe

Soziale Kontakte und Smal-Talk will gelernt sein. Kinder sind ein gutes Vorbild

Drei Menschen von fünf fühlen sich in Europa einsam, mitten in einem pulsierenden modernen Europa. Ich fühle mich einsam ist darum nicht die subjektive Einschätzung einiger weniger Menschen, sondern der deutlichen Mehrheit. Gefühle der Einsamkein beeinrächtigt unser Leben, unseren Alltag, schlichtweg unsere Lebensqualität. Was sind Ursachen und wie entkommen wir dieser Spirale?

AUS DEM I N H A L T :

  • Die Einsamkeit: ein Problem
  • Lebensumstände sind Verstärker
  • Kleine Änderungen im Leben
  • Engagement im sozialen Bereich
  • Hilfe im Verein leisten
  • Trainieren Sie Ihr Verhalten
  • Selbstliebe und Selbstbewusstsein
  • Soziale Medien als Hilfe
  • Glaubenssätze und falsche Erwartungen
  • Ein gesunder Lebensstil hilft weiter

Einsamkeit ist ein schleichender Prozess und wird dem betroffenem Menschen nicht sofort bewusst. Im Gegenteil: Ein kleiner privater Rückzug kann ja nicht schaden, oder? Bis zu der bewussten Wahrnehmung, ich fühle mich einsam, ist es aber ein weiter Weg, ein stiller Weg.

Ich fühle mich einsam und privater Rückzug ist wichtig. Foto: pixabay von ambermb
Ich fühle mich einsam und privater Rückzug ist wichtig. Foto: pixabay von ambermb

Je länger der Prozess einer Isolation anhält, desto mehr führt er in die Einsamkeit, und es stellen sich sogar gesundheitliche Probleme ein wie eine schleichende Depression, Schlafstörungen oder Antriebslosigkeit. Der Mensch ist zur Einsamkeit nicht geschaffen und bei der bewussten Wahrnehmung, ich fühle mich einsam, ist es höchste Zeit, aktiv dagegen zu steuern.

Gleich drei Unis (Hong-Kong, Stanfort, Longevity) kommen in einer aktuellen Studie zu dem Ergebnis: „Einsamkeit ist schädlicher als Rauchen“. Im Verhältnis zu ihrem biografischen Alter seien Menschen, die sich alleine, deprimiert, hoffnungslos und traurig fühlen, biologisch um ganze 20 Monate gealtert – bei Rauchern geht man von 15 Monaten aus.

Zudem nagen noch Selbstzweifel an der eigenen Sicherheit. Gedanken wie, „schaffe ich das, werde ich zurückgewiesen, was denken die Anderen“ bauen zusätzliche Ängste auf. Ein Tabuthema, über das man nicht spricht, höchstens mit einem Psychologen oder besten Freund*innen. Dabei ist die Einsicht, das Sich-Eingestehen der Situation, der erste Schritt zur Heilung, um sich von dem Gefühl, ich fühle mich einsam, zu befreien.

Lebensumstände sind Verstärker

Manches Gefühl der Einsamkeit wird durch Trauer ausgelöst. Foto: pixabay von susan cipriano

So wie Wege aus der Einsamkeit führen, gibt es auch Verstärker in sie hinein. Ganz allgemein, wenn sich das soziale Umfeld und Leben ändert. Und mit diesen Stolpersteinen sind wir im Leben alle konfrontiert und damit auch mit der Gefahr, ich fühle mich einsam.

Der Verlust der Arbeit, eine massive Änderung des sozialen Umfeldes, jüngst etwa erzwungene häusliche Corona-Isolation, der Tod eines lieben Menschen, alles kann in die Einsamkeit und sogar zu einer inneren Leere führen. Besonders alte Menschen leiden häufig unter Einsamkeit. Die Mobilität ist eingeschränkt und der Kreis an Freunden und Bekannten schwindet.

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Es ist darum umso wichtiger, rechtzeitig die Weichen zu stellen, Veränderungen aktiv zu begegnen, bevor uns das Gefühl, ich fühle mich einsam, in die Ecke drängt. Unter Menschen gehen hilft dabei bereits und sei es nur durch das nächste Shopping-Center zu flanieren und sich Zeit für einen Kaffee zu nehmen.

Kleine Änderungen im Leben

Das Gefühl vom Leben um Sie herum durchbricht bereits die Mauer der Einsamkeit. Selbst wenn Sie noch nicht bereit sind in direkten Kontakt mit anderen Menschen zu treten, etwa weil sie noch Schicksalsschläge verarbeiten müssen. Trost spendet etwa der Besuch eines Konzertes, Gottesdienstes oder Vortrages. Es hilft beim Reflektieren und gleichzeitig müssen Sie nicht aus ihrer Privatsphäre heraus treten.

Es gibt Situatione,n in denen der Gedanke, ich fühle mich einsam, seinen berechtigten Platz hat. Etwa bei einem Burnout oder bei einer Trauer. Nehmen Sie sich die Zeit und die nötige Ruhe für diesen inneren Prozess. Beginnen Sie aber in kleinen Schritten den Weg zurück ins Leben. Lange Spaziergänge oder leichte sportliche Betätigungen helfen weiter.

Die Natur streichelt die Seele und vertreibt die Einsamkeit. Spaziergänge helfen dabei. Foto: Gerd Spranger
Die Natur streichelt die Seele und vertreibt die Einsamkeit. Spaziergänge helfen dabei. Foto: Gerd Spranger

Die Natur ‘streichelt die Seele’, öffnen Sie sich dafür. Erspüren Sie, was es mit ihrem Körper, ihren Sinnen macht. Der lastende Druck des, ich fühle mich einsam, wird weniger. Vielleicht haben Sie ein seit Jahren vernachlässigtes Hobby, es ist an der Zeit, es wieder zu kultivieren.

Engagement im sozialen Bereich

Es ist eine alte Wahrheit, dass Geben seeliger macht als Nehmen und meint damit, das ‘kleine Glück’ zu erleben, anderen Menschen zu helfen. Sie stellen dabei fest, es gibt auch viele andere Menschen, die unter der Erfahrung, Ich fühle mich einsam, leiden.

Sie machen zudem die Erfahrung, etwas Positives bewirken zu können. Das Gefühl gebraucht zu werden, verdrängt den Gedanken daran, ich fühle mich einsam. Der passende Begriff dazu lautet ‘Selbstwirksamkeit“ und meint, das eigene Selbstvertrauen zu stärken. Und dafür ist jede Form der Anerkennung hilfreich.

Hilfe im Verein leisten

Sie sind innerhalb einer gemeinnützigen Organisation oder eines Vereins zudem nicht allein. Es gibt andere Menschen wie Sie, Kolleg*innen, die ebenfalls helfen wollen. Das spannt eine Brücke hin zum Nächsten, verbindet Sie und ihr Denken, ich fühle mich einsam, wird langsam auf andere Bahnen gelenkt.

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Dass Einsamkeit mit uns, mit unserem Leben etwas macht, haben Sie längst erkannt. Auch Studien belegen es, Einsamkeit verändert sogar das Gehirn. Informieren Sie sich über Möglichkeiten des Ehrenamtes. In jeder Stadt, in jedem Landkreis gibt es dafür spezielle Anlaufstationen. Oder fragen Sie ganz einfach einen Bekannten, wie das ist, bei ihnen im Verein XY.

Trainieren Sie ihr Verhalten

Ich fühle mich einsam und Smal-Talk will gelernt sein. Kinder sind ein gutes Vorbild. Foto pixabay von petra

Als Folge der Einsamkeit neigen viele Menschen dazu, Selbstgespräche zu führen. Bevor es so weit kommt, trainieren sie ‘das Reden’ doch lieber im Umfeld von Menschen. Entscheiden Sie sich ganz bewusst für einen ‘Small-Talk’ und beobachten Sie sich dabei, spüren in sich hinein. Wie geht es Ihnen damit? Trainieren Sie ihr Verhalten.

Übertreiben Sie den ‘Small-Talk’, um dem Gefühl, ich fühle mich einsam, zu entkommen. Sprechen Sie täglich fünf bis zehn Menschen an, sehen Sie es sportlich und lassen Sie sich von der einen oder anderen Zurückweisung nicht gleich aus dem Konzept bringen. Eine andere Übung in die gleiche Richtung ist das Schenken eines herzlichen Lächelns. Sie werden sehen: Viele Menschen lächeln zurück, sie freuen sich.

Selbstliebe und Selbstbewusstsein

Zu einer wachsenden Einsamkeit gesellt sich häufig ein Gefühl des Nicht-Geliebt-Seins. Sie fühlen sich ausgegrenzt, zurückgesetzt und einsam. Es wäre eigentlich an der Zeit für eine dicke Portion Mitgefühl, echtes von Herzen kommendes Mitgefühl. Das ist in unserer Zeit aber nur selten zu finden.

Viele Menschen finden es im Gebet, in Zwiesprache mit Gott, seine Liebe ist bedingungslos. Das Denken des ‘ich fühle mich einsam’, wird so schon deutlich abgemildert. Tappen Sie auch nicht in die Falle des Selbstzweifels, finden Sie zurück zu einer gesunden Eigenliebe. Es ist selbst in dem Gebot „Liebe deinen Nächsten wie DICH SELBST“ verankert.

Selbstliebe und Selbstbewusstsein sind für uns elementar wichtig. Foto: pixabay von ben kerckx

Stärken Sie ihre Stärken, schreiben Sie ein Erfolgsbuch. Was war gut an diesem Tag, was hat Sie weitergebracht, hat Ihnen Freude bereitet?! Fangen Sie an, für diese besonderen Momente zu danken, Sie sind es wert und Sie haben jeden dieser Momente verdient.

Soziale Medien helfen weiter

Über Soziale Medien wird viel geschrieben und man kann von ihnen halten was man will. Sie bereichern das Leben, haben aber auch ihre Schattenseiten. Für den Aufbau von sozialen Kontakten aber sind sie allemal hilfreich, soziale Medien helfen weiter.

Ob Facebook-Gruppen, Nachbarschafts-Apps oder WhatsApp-Gruppen bis hin zu Partnerschaftsbörsen; überall verbinden sich Menschen, tauschen sich aus und knüpfen Kontakte. Warum auch nicht Sie, um dem Gefühl, ich fühle mich einsam, zu entkommen.

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Diese Art der Kommunikation bietet zudem noch den Vorteil einer vorsichtigen Kontaktaufnahme. Sich näher verbinden oder persönlich zu schreiben bleibt wenigen guten Kontakten vorbehalten. Ansonsten ist es ein zwangloses Kennenlernen oder ein Austausch über das Zeitgeschehen oder/und besondere Interessen. Sie müssen sich nicht einsam fühlen.

Es gibt noch ein weiteres Paradoxon unter dem viele Menschen leiden. Sie sind in einer Familie eingebunden und haben auch sonst ein soziales Netzwerk an Freund*innen. Dennoch ist das Gefühl in ihnen stark, ich fühle mich einsam. Wir begeben uns auf Spurensuche.

Glaubenssätze und falsche Erwartungen

Allzu schillernd und bunt wird uns täglich eine heile Wunderwelt vor Augen geführt. Alle Menschen sind jung, hübsch und glücklich, so die Botschaft an uns, meistens mit einem Produkt verbunden. Zudem sind alle wohlhabend bis reich und viele Wunscherfüller bieten sich an. Wer da abseits steht, fühlt sich schnell einsam. Falsche Glaubenssätze und Erwartungen haben sich eingeschlichen.

Nicht das neuste Täschchen von Louis Vuitton oder der aktuelle Duft von Chanel entscheiden über Glück oder Unglück, auch wenn uns dies milliardenschwere Werbebudgets suggerieren möchten. Nicht eine exzessive Party oder der Pool eines Fünf-Sterne-Ferienressorts sind lebens-entscheidend. Wenn Sie sich einsam fühlen, weil sich ihre Lebensträume wie Wolken in der Luft verflüchtigen, so hinterfragen Sie ihre Erwartungen und Glaubenssätze.

„Ich fühle mich einsam“ hängt häufig mit der gesellschaftlichen und/oder beruflichen Akzeptanz zusammen. Wer aber setzt hier die Regeln? Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht? Freiheit ist immer eine innere. Und frei zu sein ist darum ein innerer Prozess. Geben Sie anderen Menschen nicht so viel Macht über ihr Leben. Sie selbst wissen am Besten, was Sie glücklich macht.

Ein gesunder Lebensstil hilft weiter

Einsamkeit kann auch die Folge einer Mangelernährung oder einer falschen Ernährung sein. Allgemeine Schwäche, Müdigkeit, Antriebslosigkeit sind Folgen daraus. Gleiches gilt für Vitamine und Mineralstoffe im Hinblick auf Ängste und Traumata. Wird die Einsamkeit für Sie zunehmend zu einem beklemmenden Dauerzustand, suchen Sie professionelle Hilfe für einen gesunden Lebensstil.

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Ein gesunder Lebensstil und leichte sportliche Betätigung wie etwa längere Spaziergänge stärken ihr Immunsystem. Sie nehmen mehr Sauerstoff auf, die Durchblutung und der Kreislauf werden angeregt und damit auch alle Stoffwechselprozesse ihres Körpers.

Giftstoffe werden buchstäblich ausgeschwemmt und das gilt auch für die geistige Ebene. Durch „das Spazierengehen“ verändern Sie ihre Position, ihren Blickwinkel und ihre Wahrnehmung. Das empfundene ‘ich fühle mich einsam’ rückt immer mehr in den Hintergrund. Frische Energie durchströmt Sie.

Fazit: „Ich fühle mich einsam“

Einsam sein ist für uns Menschen auf Dauer nicht gut. Es gibt aber immer Gründe für das Empfinden ‘Ich fühle mich einsam’. Gehen Sie diesem Gefühl auf den Grund, analysieren Sie, suchen Sie die Ursachen dafür und geben Sie sich mit ihrer Einsamkeit nicht zufrieden.

Als Gedankensplitter haben wir in diesem Artikel einige Tipps gegeben. Es sind aber lediglich Impulse, Ihnen bei dem Weg aus der Einsamkeit zu helfen. Auf alle Fälle ist es lohnend, in Form von mehr Lebensqualität gezielt gegen die Einsamkeit zu arbeiten.

Treten Sie aus „dem Dunkel der Einsamkeit“ heraus, aus der Isolation ihrer Selbst. Es sollte zu ihrer eigenen Chefsache werden.

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